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Comic-Regenschirm blau, der sich beim Scrollen bewegt

Erbrechen/Spucken

eine Babyhand hält sich am Finger einer erwachsenen Hand fest, im Hintergrund unscharf ein Teil des Babys liegend in einem Bett
Wahres Erbrechen ist in den ersten 6 Lebensmonaten relativ selten. Meistens handelt es sich hier um von den Eltern fälschlicherweise als Erbrechen fehlinterpretiertes Spucken. Letzteres gilt in gewissen Grenzen als physiologische Normvariante, bei welcher es, bedingt durch den in dieser Altersgruppe nicht komplett schließenden Mageneingang, zu einem Rückfluss des flüssigen Nahrungsbreies in die Speiseröhre und oft bei gut gefülltem Magen bis in die Mundhöhle und dann oft zum Spucken kommt.
Das Spucken erfolgt aton, das heißt die Nahrung kommt nur mit einem kleinen Schwupps ohne viel Druck aus dem Mund herausgeschwappt, typischerweise Minuten, aber zeitweise oft auch noch 1 - 2 Stunden nach dem Essen. Oft wird die Menge der zurücklaufenden Nahrung von den Eltern deutlich überschätzt und bietet dementsprechend Anlass zur Beunruhigung. Dabei kommt dem Spucken in der Regel kein wirklicher Krankheitswert zu. Nimmt Ihr Kind gut zu und hat normalen Stuhlgang, ist jede 2. Windel nass und schreit Ihr Kind nach dem Spucken nicht direkt erneut vor Hunger, besteht meistens kein echtes Problem. Therapeutisch stehen nicht viele Optionen zur Verfügung.

Schauen Sie doch vielleicht zuerst einmal, ob Ihr Kind nicht vielleicht überfüttert sein könnte. Manche Kinder, welche von den Eltern unbewusst zu viel Flüssigkeit angeboten bekommen, laufen dadurch quasi über. Versuchen die besorgten Eltern dann, ihrem spuckenden Kind die gespuckten Flüssigkeitsmengen zu ersetzen, vergrößert sie dadurch das Problem eher.

Prinzipiell kann versucht werden, die Nahrungsmengen bei erhöhter Fütterungsfrequenz zu verkleinern, was jedoch zumindest bei voll gestillten Kindern schwierig umzusetzen ist. Weiterhin sollten die Kinder mit dem Oberkörper höher gelagert werden (am besten heben Sie dazu Wiege oder Bettchen ihres Kindes an der Kopfseite einfach etwas an und klemmen ein Buch oder Brettchen darunter, so dass eine leicht schiefe Ebene entsteht und der Kopf /Oberkörper des Kindes höher liegt) und ausreichend Möglichkeit bekommen, Ihr Bäuerchen zu machen.

Bei flaschenernährten Kindern hilft es manchmal, die Nahrung etwas anzudicken und so einen Rückfluss der Milch zu erschweren. Füttern Sie Premilch, versuchen Sie einfach mal die etwas dickere Stufe 1 - Milch. Benutzen Sie diese bereits, probieren Sie evtl. die extra für diesen Zweck konzipierten Antireflux - / bzw. AR Milch (welche aber oft zwar zu einer Besserung des Spuckens führt, jedoch gleichzeitig bei vielen Kindern Verdauungsprobleme zur Folge hat). Auch die Zugabe von Johannisbrotkernmehl zur Andickung der Milch ist möglich. Spätestens mit Einführung der breiigen und damit dickflüssigeren Beikost bessern sich die Probleme meistens.

Echtes Erbrechen beim Säugling

Abgesehen von selteneren Erkrankungen, wie zum Beispiel Stoffwechselstörungen, welche hier jedoch nicht besprochen werden sollen, kann Erbrechen in den ersten Monaten im Gefolge von Infektionen, oft speziell Magen - Darm - Infekten, oder durch anatomisch bedingte Verengungen im Bereich des Magen - Darm - Traktes auftreten. Letztere werden manchmal dadurch auffällig, dass die Kinder nach den Mahlzeiten große Mengen der aufgenommenen Nahrung wieder erbrechen und dann direkt wieder Hunger anzeigen.

Oft besteht bei Erbrechen aufgrund mechanischer Verengungen im Magen- Darm - Trakt die Symptomatik schon über einen längeren Zeitraum, in welchem die Kinder keine ausreichende Gewichtszunahme zeigen. Eine Sonderform nimmt hier die Pylorusstenose ein, also der sog. „Magenpförtnerkrampf“ , bei welchem die gehäuft männlichen Babys (innerhalb der ersten 6 Lebensmonate) einige Zeit nach dem Trinken typischerweise „im Strahl erbrechen“, d. h. die Nahrung schießt mit erheblichen Drücken in einem starken Strahl wieder aus dem Mund heraus.

Die armen Kinder haben danach meistens Hunger auf neue Nahrung, welche dann oft aber erneut erbrochen wird. Tritt diese typische Konstellation auf, sollten Sie uns informieren. Generell sollte Erbrechen in den ersten 6 Monaten Anlass geben, die Praxis aufzusuchen.

Echtes Erbrechen beim größeren Kind

Tritt Erbrechen bei größeren Kindern oder bei Säuglingen > 6 Monaten auf, ist es ratsam, die Gesamtsituation zu überblicken.

Erbrechen und Durchfall

Tritt zusätzlich zum Erbrechen noch Durchfall auf oder sind vielleicht noch andere Familienmitglieder betroffen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Magen - Darm - Infekt. Zur Beantwortung der Frage, wann ein Arztbesuch nötig ist, müssen Sie jetzt den Zustand Ihres Kindes und die gesamten Begleitumstände einschätzen.
Bricht Ihr Kind und hat Durchfall, ist aber sonst noch recht guter Dinge (hat noch Interesse an seinen Spielsachen und generell an der Umgebung, ist körperlich noch aktiv, kann noch freundlich auf Ihr Lächeln reagieren, hat noch eine rosige Hautfarbe) ist sicherlich noch keine Gefahr im Verzug und Sie können weiter zu Hause therapieren.

Gefahrensignale und damit eindeutiger Grund, die Praxis zu besuchen, liegen vor, wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind behält nichts von seiner aufgenommenen Flüssigkeit im Körper, verweigert die angebotene Flüssigkeit oder verliert sogar mehr an Flüssigkeit, als vorher getrunken wurde (unstillbares Erbrechen, > 8 - 10 wässrige Stühle pro Tag), Ihr Kind wird zunehmend matter, will nur noch liegen, nichts mehr spielen und zeigt kein großes Interesse mehr an seiner Umgebung.

Auch ein blutiger Durchfall sollte Grund für einen umgehenden Arztbesuch sein. Werden die Schleimhäute trocken (Zunge glänzt nicht mehr, sondern wirkt trocken) oder die Haut am Bauch beim Anheben einer Falte knittrig (vergleichbar mit der Haut eines alten Menschen) und wirkt Ihr Kind auffällig schläfrig, besteht eine ernste Bedrohung und Sie müssen unbedingt rasch handeln (gleich in die Praxis oder die Kinderklinik).

Nur Durchfall

Im Wesentlichen gilt das Gleiche, wie bei Erbrechen und Durchfall (siehe oben).

Nur Erbrechen

Alleiniges Erbrechen ohne Durchfall kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Neben infektiösen Ursachen kommen Lebensmittelvergiftungen, Vergiftungen durch Chemikalien, Brechen bei Gehirnerschütterung, Stoffwechselprobleme, Blinddarmentzündungen und viele andere in Frage, weswegen es doch sicherer ist, uns bei unklarem Erbrechen zu informieren.

Therapie bei Magen - Darm Infektionen

Sind Sie überzeugt davon, dass ein Magen - Darm - Infekt vorliegt (siehe oben) kommt es primär darauf an, Ihrem Kind die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen und den Magen - Darm - Trakt durch Schonkost zu entlasten. Innerhalb der ersten 12 Monate sollte die Milch (Muttermilch oder Flaschennahrung) wie bisher weiter verabreicht werden. Muttermilch enthält viele Stoffe, welche heilungsfördernd wirken.

Während früher empfohlen wurde, die Flaschenmilch bei Magen - Darm - Infekten zu verdünnen (also z. B. 1/3 weniger Pulver bei gleicher Wassermenge) wird dies heute nicht mehr praktiziert. Ratsam ist bei leichteren Fällen, die Mahlzeiten zu verkleinern und ggf. häufiger anzubieten. Oftmals hilfreich ist auch die Gabe einer Heilnahrung (z. B. Humana HN) welche Sie anstelle der gewohnten Flaschenmilch füttern können.

Bei schweren Fällen, bei welchen alles wieder erbrochen wird oder häufige Durchfälle auftreten, ist ein zweiphasiges Vorgehen sinnvoll. In einer ersten Phase der Rehydrierung geht es primär darum, die Flüssigkeits- /und Elektrolytverluste auszugleichen. Hierfür kann, auch ca. 30 Min. nach der Gabe eines Medikamentes gegen Erbrechen, wie z. B. Vomex- Zäpfchen, damit begonnen werden, eine Elektrolytlösung zu verabreichen.

Hierbei gilt es aber Überdosierungen zu vermeiden, da die beschriebenen Medikamente auf das Zentralnervensystem wirken und es in der Vergangenheit schon häufig zu lebensgefährlichen Vergiftungen kam. Werden die in der Apotheke rezeptfrei erhältlichen Lösungen (z. B. Oralpädon, Infectodiarrstop LGG) von den Kindern verweigert, kann eine solche Lösung zu Hause angemischt werden. Dies ist zwar aufgrund des nicht einheitlichen Mischungsverhältnisses nicht optimal, wird von den Kindern aber oft deutlich lieber eingenommen.

Rezeptur Elektrolytlösung

Hierzu mischen Sie auf 1 Liter abgekochtes Wasser
 4 gehäufte Teelöffel Traubenzucker
 3/4 Teelöffel Kochsalz
  1 Tasse Apfelsaft oder Orangensaft

Bieten Sie diese Lösung nun kühlschrankkalt (warme Lösung wird schneller wieder erbrochen) schluckweise oder besser noch löffelweise an. Gestillte Kinder erhalten diese Lösung zusätzlich zur Muttermilch zwischendurch. Flaschenernährte Kinder erhalten entweder erstmal nur diese Elektrolytlösung pur oder die Milch und die Lösung vermischt.

Die früher propagierte Gabe von Cola wird nicht mehr empfohlen. Auch Salzstangen werden heute aufgrund des nicht unerheblichen Salzgehaltes eher abgelehnt. Also über 2 Stunden alle paar Minuten einige Schlucke/Esslöffel Elektrolytlösung verabreichen. Wird diese weitestgehend behalten, können Sie nach etwa 2 Stunden mit der zweiten Phase beginnen und eine leichte Schonkost anbieten.

Hier gilt für jetzt und die nächsten Tage die Devise, fettarm, zuckerarm und vor allem milchfrei. Letzteres ist besonders wichtig, da es während und nach Magen - Darm - Infekten bedingt durch die passagere Darmschleimhautschädigung oftmals für eine gewisse Zeit zu einer Unverträglichkeit von Milchzucker (Lactose) kommt, mit dementsprechenden Folgen (Durchfall, Bauchschmerz, Koliken - diesmal aber durch die Milch).

Schonkost bei Magen - Darm - Infekt

Den Anfang bildet oft zerdrückte Banane oder frisch geriebener und zuvor geschälter Apfel pur. Den Apfel können Sie aber auch mit der Banane mischen und eventuell noch einige Tropfen Zitrone hinzufügen. Je nach Belieben können Sie in diesem Brei auch Zwieback untermischen. Ein Klassiker mit wahren Wunderkräften bei dieser Diät ist die Karotte. Deren heilende Wirkungen auf den angeschlagenen Darm sind schon lange bekannt. Am besten bereiten Sie diese als sogenannte Moro - Suppe zu.

  Rezept für eine Moro-Suppe

 500 g Karotte schälen und klein schneiden
 Diese nun ca. 1 h lang in 1 Liter Wasser kochen
 Danach das übrige Wasser abschütten und die Karotten pürieren
 Den entstandenen Brei mit heißem Wasser wieder auf 1 l auffüllen
 und 1 Teelöffel Salz hinzufügen

Ist das zu viel Arbeit, können Sie auch ein Gläschen Frühkarotte kaufen,
mit Wasser zur Suppe verdünnen und etwas Salz hinzufügen.

Ein weiteres altbewährtes Mittel gegen Durchfall stellt auch Reisschleim dar. Diesen können Sie leicht selbst herstellen. Diese Schleimsuppe (bitte verraten Sie Ihrem Kind nicht diesen Namen) können Sie pur oder gemischt mit Karottensuppe, Karottenbrei oder Elektrolytlösung anbieten.

Wird dies alles gut vertragen, können Sie die Nahrung im weiteren Verlauf allmählich weiter aufbauen, entsprechend dem Alter Ihres Kindes. So können Sie Karotte gekocht und gemischt mit Reis anbieten. Auch eine magere Hühnersuppe wird oft gut vertragen.

  Rezept für Reisschleim

 1 Tasse geschälten weißen Reis in
 5 Tassen Wasser
 45 Min lang kochen

Die Mischung anschließend pürieren und eventuell noch etwas verdünnen.
Viele Eltern begehen den Fehler und bieten zu früh wieder die gewohnte Nahrung an, wodurch es oft zu Rückfällen kommt. Halten Sie also die Diät auch nach Abklingen der Symptome noch 2 - 3 Tage ein bzw. lockern Sie diese dann nur langsam. Egal, wie gerne Ihr Kind seinen Joghurt wieder essen will, insbesondere Kuhmilchprodukte sollten erst ganz am Ende der Diät wieder zugeführt werden.