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Hilfe, mein Kind will nicht essen oder trinken

Oft klagen die Eltern darüber, ihr Kind würde nichts oder fast nichts mehr essen bzw. trinken, obwohl sie schon alles versucht haben. Bereits in dieser Aussage steckt auch schon das Problem, nämlich, wirklich alles zu versuchen, um das Kind zur Nahrungsaufnahme zu animieren. Dieses Alles reicht von minutenlangen Bestrebungen der Eltern, durch freundliche Überredung oder schauspielerisches Talent wenigstens ein paar Löffel Nahrung oder ein paar Schlucke Trinken in den Mund des dies verweigernden Kindes zu bekommen bis hin zu Situationen, in denen dies durch Zwang versucht wird. Oft spitzt sich diese Situation im Laufe der Zeit derart zu, dass die Eltern schon Stunden vor der nächsten Mahlzeit ihres Kindes Angst vor der Fütterung entwickeln.

Beeinflusst durch die Umwelt oder durch andere Eltern halten die Eltern dann oft verkrampft nur an den einem Gedanken fest - „mein Kind muss essen und trinken“ - was oft zu einer Eskalation der Situation führt, da die Kinder dann gar keine Lust mehr auf die Nahrungsaufnahme haben. Hier halten Sie sich bitte immer vor Augen, Kinder lieben es, im Mittelpunkt zu stehen. Hat Ihr Kind mal keinen Hunger und will nicht essen und Sie als liebevolle Eltern geben sich umso mehr Mühe, dass Ihr Kind die Schüssel leer isst, lernt es folgende Lektion: „ah super, also ich muss nur schlecht essen und Mama oder Papa beschäftigen sich länger als sonst mit mir und machen lustige Dinge“.

Die armen Eltern, welche sich dann immer noch mehr einfallen lassen, um Ihr Kind zum Essen zu animieren, verstärken dies dann für das Kind noch im Sinne von: „ah, was für ein lustiges Spiel, das will ich immer weiter so spielen“ bzw. auch zunehmend: „hier bin ich der Chef und Mama und Papa machen, was ich will“. Also kurz gesagt, bei einem Kind, welches nicht essen oder trinken will, sollte dieses Verhalten nicht durch vermehrte Aufmerksamkeit belohnt werden.

Gehen Sie lieber einen Schritt zurück. Sitzen Sie beim Essen möglichst gemeinsam am Tisch, damit Ihr Kind auch Sie essen sieht. Bieten Sie freundlichst den Brei oder die Trinkflasche an. Fängt Ihr Kind an, mit der Nahrung zu spielen, die Lippen zusammenzukneifen oder den Kopf von Löffel und Flasche wegzudrehen, machen Sie eine kleine Pause und versuchen Sie es erneut.

Wenn Sie wieder auf Ablehnung stoßen, lassen Sie sich keinesfalls anmerken, dass Sie dies stören würde. Im Gegenteil, essen Sie vielleicht sogar demonstrativ den restlichen Brei Ihres Kindes auf, am besten mit entsprechender Mimik, als gäbe es nichts Leckereres auf der Welt und beenden Sie dann das Essen. Will Ihr Kind jetzt doch noch etwas von seinem Brei haben, sind Sie freundlich und bestimmt. „Nein, wir sind jetzt fertig mit dem Essen“, auch wenn es evtl. Tränen gibt. Sie können den Abstand bis zur nächsten Mahlzeit ja in diesem Fall etwas verkürzen. Auch, wenn Ihr Kind auf diesem Weg vielleicht erstmal etwas weniger zunehmen sollte, halten Sie sich immer vor Augen, dass es besser ist, Ihr Kind hat einige Pfunde weniger aber dafür ein normales Verhältnis zum Essen als anders herum.

Ein Kind, welches zum Essen überredet oder gezwungen wird, wird längerfristig eher untergewichtig werden mit gleichzeitig pathologischem Verhältnis zum Essen. Hören Sie nicht auf Ihre Umgebung, welche Ihnen vielleicht suggeriert, Ihr Kind esse zu wenig. Wenn Sie unsicher über die Gewichtsentwicklung sind, fragen Sie lieber einmal in der Praxis nach.