Eine Temperatur von 37,5 bis 37,9° C wird als subfebril, also leicht erhöht, eine Temperatur von 38,0° C oder darüber als Fieber bezeichnet. Was viele Eltern als bedrohlich und angsteinflößend empfinden, ist zuallererst einmal gut, stellt doch Fieber einen wichtigen Bestandteil unserer körpereigenen Abwehr dar und zeigt, dass der Körper sich gegen eine wie auch immer geartete Gefahr ankämpft. Dem Fieber gilt also nicht der Kampf, sondern der zugrundeliegenden Ursache. M. E. ist es sinnvoll, das Fieber etwas gestaffelt zu betrachten.
Fieber in den ersten 6 Monaten
Abgesehen von Fieber, welches in der Folge von Impfungen auftritt, sollten Temperaturen um 38 °C oder darüber immer Anlass sein, die Praxis aufzusuchen. Trinkt Ihr Kind noch gut und kräftig und macht auch sonst einen guten Eindruck schauen Sie erst einmal, ob Ihr Kind zu warm eingepackt ist oder die Umgebungstemperatur zu hoch und Ihr Kind somit evtl. überhitzt ist und planen den Arztbesuch bei fehlender Besserung innerhalb der nächsten Stunden. Treten jedoch zusätzlich zu den erhöhten Temperaturen noch gewisse Gefahrensignale (s. u.) auf, gilt es, rasch zu handeln. Natürlich kann es sich auch hier um einen harmlosen Virusinfekt, im schlimmsten Fall aber z. B. auch um eine beginnende Blutvergiftung (Sepsis) handeln. Dabei spiegelt die Höhe des Fiebers nicht unbedingt den Grad der Gefährdung wider. So kann ein Kind, welches gerade mal 38° C Fieber hat deutlich schwerer krank sein als ein Kind mit 39,5° C. Entscheidend sind die Begleitumstände.
Als Gefahrensignale gelten Temperaturen in Verbindung mit Trinkschwäche (Kind zu schwach zum Trinken oder schläft immer wieder ein) oder allgemein auffällige Schlappheit, Erbrechen oder deutlich vermehrtem Spucken, ein berührungsempfindliches Kind (welchem alles zu viel ist, welches bereits beim einfachsten Versorgen , Berühren oder Wickeln schreit und in Ruhe gelassen werden will) und eine schlechten Hautfarbe (das sonst rosige Kind „sieht einfach komisch und anders als sonst aus“ mit einer gräulicheren Farbe oder vermehrten Hautblässe). Zu betonen ist, dass bei einem sonst fittem fieberfreiem Kind das vereinzelte Auftreten o. g. Symptome nicht immer ein Problem darstellt. Treten die Symptome jedoch in Kombination auf, sollten Sie nicht mehr abwarten und sich unverzüglich mit uns in Verbindung setzen, da es hier sein kann, dass schnelles Handeln nötig ist.
Sonderform: Fieber in den ersten 2 Lebenswochen
Fieber evtl. mit o. g. Begleiterscheinungen in dieser Zeit sollte rasch abgeklärt werden, besonders dann, wenn im Hinblick auf Neugeboreneninfektionen sogenannte Geburtsrisiken bestanden. Als solche gelten: verfärbtes Fruchtwasser (gelbes oder grünes Fruchtwasser, Entbindung des Kindes erst 24 h nach Sprung der Fruchtblase), positiver Vaginalabstrich auf B - Streptokokken. Dieser wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr gezahlt und damit nur noch durchgeführt, wenn die Eltern selbst die Kosten übernehmen. Er ist aber dringlich zu empfehlen, stellt eine nicht bekannte B - Streptokokkeninfektion der Mutter doch eine erhebliche Gefährdung für das Kind dar.
Fieber bei älteren Kindern über 6 Monaten
Da Kinder in dieser Altersgruppe, spätestens ab Beginn Tagesmama, Kindergrippe oder Kindergarten deutlich häufiger zu Infekten neigen, sind hier auch fieberhafte Temperaturen öfter zu beobachten. Zwar sollten Sie auch hier o. g. Gefahrensignale alarmieren, jedoch dominieren in dieser Altersgruppe oft harmlose fieberhafte grippale Infekte. Folgendes Vorgehen ist ratsam: Trinkt Ihr Kind gut und ist, zumindest in Zeiten nicht allzu hohen Fiebers, noch spielbereit und gewohnt neugierig auf seine Umgebung und lächelt Sie auch zeitweise an, können Sie prinzipiell ruhig erst einmal etwas abwarten, ggf. auch 2 - 3 Tage. Sie sollten Ihr Kind jedoch in dieser Zeit vermehrt beobachten und gerade während des Schlafes in der Nähe sein, um eine Verschlechterung oder einen evtl. Fieberkrampf (s. u.) zu erkennen Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge.
Im Verlauf des Fiebers kommt es oft zu stark schwankenden Temperaturen, wobei gerade in Phasen eines raschen Temperaturanstieges häufig der sog. Schüttelfrost (eine Art Kältezittern) auftritt. Versorgen Sie Ihr Kind jetzt mit zusätzlicher Wärme, packen Sie es warm ein, benutzen Sie vielleicht eine zusätzliche Decke, verabreichen. Sie warmen Tee, setzen Sie bei größeren Kindern (Achtung Verbrennungsgefahr) eine Wärmflasche ein (immer mit Stoff umhüllt, bei kleineren Kindern eher zurückhaltender Einsatz!).
Hat Ihr Kind dann die „Höchsttemperatur“ erreicht, gilt das Gegenteil. Versuchen Sie, Hitze abzuleiten. Benutzen Sie jetzt nur eine dünne Decke und leichte Schlafkleidung. Wechseln sie letztere regelmäßig, wenn diese durchgeschwitzt wurde. Zur Fiebersenkung immer noch stark verbreitet, aber eigentlich heutzutage als obsolet angesehen, sind die bekannten Wadenwickel in Form kalter Umschläge oder cooling Packs, welche um die Beine, bzw. bei Fieber mit kalten Extremitäten seitlich an den Rumpf angelegt werden. Diese gelten deswegen nicht mehr als ideal, weil sie zwar kurzfristig die Temperatur senken, den Körper aber (welcher diese Temperatursenkung natürlich wahrnimmt) dazu veranlassen (im falschen Glauben, es würde noch keine ausreichend hohe Temperatur zur Bekämpfung der Fieberursache zur Verfügung stehen) noch mehr fieberauslösende Stoffe zu bilden.
Auch sog. Abkühlungsbäder, also Vollbäder, in welchem die Kinder gemeinsam mit dem erkaltenden Wasser ebenfalls abkühlen, werden aufgrund der Kreislaufbelastung nicht mehr durchgeführt. Fiebermedikamente sollten nur sparsam eingesetzt werden wobei hier keine einheitlichen Empfehlungen existieren. Unter Beachtung eingangs erwähnter Fakten können Sie Ihr Kind tagsüber ruhig etwas höher fiebern lassen, ich würde bei sonst gutem Allgemeinbefinden tags ab etwa 39,5° C Paracetamol, oder bei > 6 Monate altem Kindern primär Ibuprofen, verabreichen, abends oder nachts bereits schon ab 38,5° C.
Bestehen Temperaturen > 41,5°C oder lässt sich das Fieber nicht senken, nehmen Sie Kontakt mit uns auf.
Handlungsempfehlung Infektionen beim Säugling